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Wie wichtig ist die Allparteilichkeit des Mediators

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10 04, 2011 | 0 comments

Vorsicht beim Einsatz interner Mediatoren

Verhandeln statt streiten. Bereits im frühsten Kindesalter werden wir von fürsorglichen Vorgesetzten- damals waren es noch unsere Eltern- gebeten, im Kompromiss eine Win-Win-Lösung für unsere Sandkastenstreitigkeiten zu finden. Je wichtiger uns allerdings das umstrittene „Objekt der Begierde“ war, desto schwerer taten wir uns mit gütlichen Einigungen. Damals wie heute sind verhärtete Fronten, aufgekündigte Freundschaften und gefühlte Ungerechtigkeiten die darauf folgenden Reaktionen.

Diese Reaktionen kosten nicht nur uns Eltern viel Nerven. Auch Unternehmen verlieren jedes Jahr viel Geld. Die KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft fand im Jahr 2009 zusammen mit der Hochschule Regensburg und der Berner Fachhochschule in einer Studie heraus, dass Unternehmen durch Konflikte erhebliche Kosten entstehen. Davon betroffen sind nicht nur die Konzernriesen, sondern auch kleinere Unternehmen mit bis zu 100 Mitarbeitern. Jedes neunte mittelständische Unternehmen gab im Rahmen der Befragung an, Kosten von mindestens 100.000 Euro jährlich hierfür haben.

Kein Wunder also, dass der Ausbildungsmarkt für Mediatoren boomt und die Kompetenzen der Personalabteilung diesbezüglich aufgeforstet werden. Interne Mediatoren sind im Trend. Sie sollen dazu beitragen, dass Konflikte konstruktiv gelöst werden und sich die Kommunikation sowie das Betriebsklima im Unternehmen verbessern.

Viele Mitarbeiter haben jedoch Bedenken dem internen Personaler in der Rolle des Mediators gegenüber vorbehaltslos offen zu sein. Sie befürchten vielmehr, dass kritische Themen und Zeichen der Schwäche negativ auf sie zurückfallen könnten. Es ist zweifellos einfacher sich einem fremden externen Mediator zu öffnen, der mit Abschluss der Mediation das Unternehmen wieder verlässt, als immer wieder auf den Kollegen zu treffen, der im Rahmen einer Mediation auch die weniger schönen Seiten von einem miterlebt hat.

Ein anderer Grund, warum Unternehmen den Einsatz interner Mediatoren genau abwägen sollten, ist der Anspruch der Allparteilichkeit. Nicht ohne Grund ist die Neutralität des Mediators ein Grundprinzip von Mediationen. Gemeint ist damit, dass der Mediator gleichzeitig jeden seiner Medianten auf die gleiche Weise vertreten muss. Damit verbunden sind gleich zwei Herausforderungen. Auf der einen Seite kann die Verbundenheit mit dem Unternehmen und die zentralen Stellung der Personalabteilung dazu führen, dass persönliche Sympathien und Interessen eine neutrale, unparteiliche Haltung verhindern. Und selbst wenn dem nicht so ist, reicht schon der leiseste Zweifel an der Neutralität des Mediators aus, um den Erfolg der Mediation zu torpedieren. Es ist außerdem fraglich, ob ein Mediant freiwillig an einer Mediation teilnimmt, wenn er glaubt dort nicht vorurteilsfrei angehört und behandelt zu werden.

Wenn Unternehmen interne Mediatoren einsetzen wollen, sollten sie dafür sorgen, mehrere Mediatoren aus verschiedenen Unternehmensbereichen auszubilden. Damit steigt zumindest die Chance, die Allparteilichkeit zu gewährleisten. Zu Bedenken gilt allerdings, dass eine gescheiterte Mediation das Misstrauen gegenüber dem relativ jungen Verfahren vergrößert und der Sache damit nicht gedient ist.

Ich würde Unternehmen empfehlen, in einem ersten Schritt positive Erfahrungen mit externen Mediatoren und erfolgreichen Mediationen zu sammeln. Wenn daraus Vertrauen und Akzeptanz für das Verfahren erwachsen sind, haben es interne Mediatoren sicherlich leichter.

 

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