impress war vor Ort
Derzeit findet vom 5. bis zum 9. September in Hamburg die 26ste PVSEC statt. Das Impress-Team ist gleich am Montag hingefahren, um sich ein Bild darüber zu machen, was sich auf dem Photovoltaik Markt so tut. Und wir sind fündig geworden. Hier nun wie versprochen unsere Eindrücke und Trends von der Messe.
Sie ist groß und jedes Jahr wächst sie weiter, die Fachmesse und -konferenz der Photovoltaik-Branche: Hinter dem Eingang erwarteten uns auf 80.000 m2 insgesamt 999 Aussteller, die wir uns hätten anschauen können. So viel vorweg: Wir haben es nicht geschafft, bei allen vorbeizuschauen. Highlights haben wir aber dennoch gefunden.
Besonders gefallen hat uns unter anderem ein Photovoltaik-Carport, auf den Stand der Firma Evonic. Mit einem neuen Solar-Carport wird der Pkw-Stellplatz zum Ökostromlieferanten, an dem Designer und Autobesitzer gleichermaßen ihre Freude haben dürften. Futuristisch im Design, hat der Parkplatz alles was einen modernen Stellplatz in Zukunft ausmacht: Solarmodule für die Energieerzeugung,
energiesparende Hochleistungs-LEDs, Bewegungsmelder, die die Beleuchtung einschalten und vor allem eine Steckdose zum kostenlosen Aufladen eines Elektroautos. Wir haben uns sagen lassen, dass das Schmuckstück noch in diesem Jahr bei der Firma MAGE SUNOVATION GmbH in Serienproduktion gehen soll.
Besondere Schmuckstücke der Branche
Schmuckstücke ganz anderer Art haben wir bei Claudia Kohm entdeckt. Natürlich haben wir die einzige Goldschmiedin unter den 999 Ausstellern gefunden und natürlich sind wir schwach geworden und haben ein Solarschmuckstück mit einer polykristallinen Siliziumzelle gekauft.
Auf der weltweit größten Industriemesse im B2B-Bereich für Photovoltaik hatten wir aber nicht nur Augen für „Schmuckstücke“. Mit ihren organischen Solarzellen zeigte uns Konarka Technologies, wie auch organisch Strom erzeugt werden kann. Bei der organischen Technologie gibt ein Farbstoff Elektronen ab, der Stromfluss erfolgt durch eine elektrochemische Reaktion. Der Konarka Vizepräsident für Business Development in Europa Alexander Valenzuela versichert dazu noch, dass das Produkt echt grün und vollständig recyclebar sei.
Wissenschaft und Industrie arbeiten aber auch mit Hochdruck an effizienteren Speichermethoden für unsere Sonnenenergie. Einige Hersteller gehen hier mit großen Schritten voran. Für Industrie und Verbraucher wird das Thema Solarenergie nämlich sehr interessant, wenn sie „ihren“ Solarstrom für die eigene Energieversorgung nutzten können. Eine Antwort darauf könnten intelligente Speicher sein. In ihrer Energy-Studie zeigt Greenpeace wie durch solche Speichermethoden bei privaten Photovoltaik-Anlagen Eigenverbrauchsquoten von über 90 Prozent erreicht werden könnten. Derzeit nutzen die Haushalte nach deren Angaben nur 20 Prozent des Stroms ihrer PV-Anlagen selbst.
Das Frauenhofer Institut präsentierte uns eine neue Dünnschicht-Technologie, die die Herstellungskosten von Solarzellen drastisch senken könnten.
Effizientere Technik und sinkende Preise zu erwarten
Neben den Kosten und den Speicherkapazitäten sind auch in diesem Jahr wieder die Steigerung der Energieeffizienz, die Qualität bzw. Langlebigkeit der Module und die Automatisierung der Fertigungsprozesse, die großen Themen, die die Branche beschäftigen.
Mit der Konzentrator-Photovoltaik, bei der Spiegel oder Linsen das Sonnenlicht auf eine wenige Quadratzentimeter große Zelle fokussieren, ist der Branche ein Durchbruch in Sachen Effizienz gelungen. Die Anlagenwirkungsgrade solcher Konzentrator-Zellen liegen nach Aussagen der Experten mit rund 23 bis 27 Prozent deutlich über denen von kristallinen Siliziummodulen. Einer der Marktführer in diesem Bereich ist die Firma Soitec, die vor Kurzem den Auftrag bekommen hat, die weltweit bislang größte CPV gestützte Solaranlagen (150 Megawatt) in Kalifornien, zu bauen. (Siehe auch Beitrag in photovoltaic.eu)
Solarstrom wird lt. EPIA-Studie fossile Energieträger überholen
Wo immer wir uns auf der PVSEC umgeschaut haben, ist uns die unglaubliche Dynamik der Branche aufgefallen. Atemberaubende Wachstumsraten und dynamische Innovationszyklen bestimmen die gesamte Branche. Da verwundert es nicht, dass nach einer Studie der EPIA (European Photovoltaic Industry Association) bis zum Jahre 2020 der Solarstrom die fossilen Energieerzeuger eingeholt haben soll. In den vergangenen fünf Jahren sind die Preise für Solarmodule um die Hälfte zurückgegangen. Bis zum Jahr 2020 dürften sie laut der Studie noch einmal um 50 Prozent fallen.
Die steigende Attraktivität des Solarstroms spiegelt sich auch in dem PV Status Report 2011 (European Commission’s Joint Research Centre) wieder. Demnach hat sich allein im vergangenen Jahr das Produktionsvolumen von Solar-Modulen weltweit mehr als verdoppelt und liegt derzeit bei 23,5 Gigawatt. Die Europäische Union (EU) ist mit einer insgesamt installierten Kapazität von über 29 Gigawatt derzeit noch führend.
Sinkende Kosten, steigende Energiepreise sowie der Druck, den Treibhausgasausstoß zu reduzieren, werden nach Einschätzung der Experten auch in Zukunft die Nachfrage nach Solar-Anlagen erhöhen. Analysten schätzen, dass sich die Investitionen in Photovoltaik-Technologie von derzeit 35 bis 40 Milliarden im Jahr 2010 auf über 70 Milliarden Euro im Jahr 2015 verdoppeln werden. Die meisten Solar-Module und -Zellen stammen inzwischen aus China, gefolgt von Taiwan, Deutschland und Japan. Zu den größten Produzenten gehören First Solar, Q-Cells, REC und Solarworld.
Übrigens: PVSEC ist die Abkürzung für European Photovoltaic Solar Energy Conference and Exhibition. Ursprünglich war die PVSEC nur eine Konferenz, die Mitte der 90er Jahre wurde daraus allmählich eine Fachmesse. Inzwischen werden jährlich an 5 Konferenz- und 4 Messetagen Produktneuheiten und technische Innovationen einem Fachpublikum aus allen Bereichen der Photovoltaik präsentiert. Hierfür finden parallel zu der Messe über 300 Vorträge und Workshops statt. Und im nächsten Jahr kommt die PVSEC zu uns ins FFH-Land nach Frankfurt. Und wir sind dann natürlich wieder live und vor allem länger vor Ort dabei.
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